Mittwoch Mittag - Boarding.
Die Teilnehmer (Peter und Volker) sind schon gespannt und stehen pünktlich vor der ELECTRA I, unserem Hafenschlepper und Wohnschiff. Direkt daneben die AHOI. Sie ruckelt schon nervös an den Leinen und freut sich ebenfalls auf das kommende Segelabenteuer. Nach der aktuellen Windprognose soll es wohl eine Schwachwindreise werden, bei viel motort wird - doch dazu später.
Volker und Peter sind an Bord und beziehen ihre Kabine - schnell gemacht, denn das meiste ist ja schon bereits da. Die Kojen sind bezogen und der Einkauf ist auch schon verstaut. Also geht es gleich in die Sicherheitseinweisung und Crewbesprechung. Noch schnell auf die Toilette und dann geht es auch schon um 14.30 Uhr los. Das Sperrwerk hat die Tore geöffnet und wir tuckern langsam aus dem Glückstädter Binnenhafen auf die Elbe.
Dort läuft er Strom noch leicht gegenan, schließlich ist erst gg. 1500 Hochwasser. Doch alle sind „heiß“ und wir wollen segeln. Also, Segel hoch und los. Gegen den Strom kreuzen fordert Geduld, aber auch exakte Wenden, wenn man nicht auf der Stelle stehen will. Die angekündigten 3 Bft. aus W-NW entwickeln sich schnell zu 5-7 aus NW. Das dritte Reff wird eingebunden, die Genua auf 80% verkleinert. Der Strom kippt und die Crew erlebt erstmalig die missliche Lage „Wind gegen Strom“. „Ne, das muss ich nicht haben - 7 Bft auf den Kopf und dann noch Wind gegen Strom“, raunt der Skipper. Und wir sind noch auf der Elbe! Kurzum entscheiden wir uns durch die Schleuse in den NOK zu fahren, um in Brunsbüttel die Nacht zu verbringen.
Zur großen Begeisterung der Crew: Shipspotting ist angesagt.
Immerhin sind wir an diesem Tag durchs Wasser 25 sm gefahren, als wir gegen 1830 im Schleusenhafen festgemacht haben. Die Crew ist begeistert - die Kameras klicken: die Schleuse, die großen Schiff - und alles ganz nah…
Beim Abendessen (Königsberger Klöpse mit Kartoffeln) sitzen alle glücklich uns zufrieden unter Deck und lassen den ersten ereignisreichen Tag Revue passieren.
Über Nacht lässt der Wind nach und dreht auf NE - ideal für uns um morgen früh die Elbe weiter abwärts zu segeln. Nach einem guten Frühstück haben wir uns mit der Schleuse per Funk verabreden, um 0800 ausgeschleust zu werden. Als dann um 0815 die „alte Süd“ endlich die Tore öffnete, um zwei Behördenfahrzeuge in den NOK zu lassen, muss es wohl einen Wachwechsel gegeben haben, denn die Schleusentore schliessen sofort wieder und wir bleiben im Kanal - auf Nachfrage wurde uns dann mitgeteilt, dass wir erst wieder gegen 0900 geschleust werden - na Prima, dann ist die Tide für uns schon gekippt.
Also zurück in den Hafen und auf einen neuen Anlauf warten.
Auf der Elbe sind wir anfangs noch gesegelt, doch dann haben wir uns mit der Kellergenua gegen den 3kn Strom gestemmt, um gegen 1230 im Amerikahafen in Cuxhaven für eine Mittagspause festzumachen. Diesmal gibt es Hühnerfrikassee mit Salat.
Wir treffen die Kollegen und wundern uns — wird vorab noch ausgelobt, dass coronabedingt max. 3 Gäste an Bord sind, zählen wir jetzt 5 + Skipper.
Um 1530 starten wir den zweiten Anlauf Richtung Helgoland. Der Ebbstrom hat schon eingesetzt und mit Groß und Genua III ziehen wir anfangs auf Am-Wind-Kurs durch das „Lüchter Loch“ und später auf Halb-Wind-Kurs und durchschnittlich 7 kn FDW nach Helgoland.
Mit dem letzten Büchsenlicht erreichen wir Helgoland gegen 2030 und Peter fährt seinen ersten Dämmerungsanlager souverän an den Schwimmsteg. Das war denn doch noch ein herrlicher Segeltag bei angenehmen Temperaturen und handigem Wind (3-4 Bft.). Wir schließen den Tag mit einem gemütlichen und zünftigen Abendbrot an Bord. Und natürlich muss Volker noch einmal über die Insel, zur langen Anna und am Südstrand baden gehen.
Am kommenden Morgen heisst es um 0600 Wecken (Tidenrevier).
Um 0700 gibt es ein Frühstück mit frischen Brötchen vom Inselbäcker und dann setzen wir um 0800 die Segel, um unter Segeln abzulegen (der Wind kommt genau von vorn). Wir kreuzen aus dem Helgoländer Vorhafen raus und setzen ab der Tonne „Düne-Süd“ Kurs 030° ab - Richtung Schmaltief. Gut 30 sm bei SE3 gleiten wir mit „Halben Wind“ und 7 kn Richtung der nordfriesischen Inseln.
Im Schmaltief schläft dann der Wind vollständig ein. Wir bergen die Segel und führen die Fahrt unter Motor durch das Rütergat nach Föhr fort.
Um 1500 parken wir rückwärts in Wyk auf Föhr ein. Bei Windstille heizt die Sonne das Umfeld heftig auf. Landgang und Essen gehen steht auf dem Programm.
Für 1700 ist für uns auf „Klein-Helgoland“ ein Tisch reserviert und wir speisen hervorragend.
Im Anschluß stürmt die Crew die neuen Sanitäranlagen des SCF. Holger Giese besucht und auf ein Bier und erzählt aus seinem Leben und dem der Föhrer.
Dann heisst es zeitig in die Koje, denn um 0500 ist wieder Wecken angesagt.
Um 0600 legen wir 2 h nach HW ab und motoren zunächst durch die dunkle Fahrrinne. Sektorenfeuer, Schiffsbefeuerung und Tonnen-Taktungen werden live erlebt. Und so passieren wir Amrum. Die Sonne ist nun schon soweit aufgegangen, dass wir die folgenden Tonnen ohne Kennung und Befeuerung ausmachen können. Und um 0745 geht es dann endlich auf Kurs 160° Richtung Elbe - wieder 3 Bft. Halb-Wind bis Am-Wind-Kurs mit 7 kn FdW - herrlich.
Vor dem „Lüchter Loch“ frischt der Wind auf 4-5 Bft auf, die Segel werden gerefft und bis Otterndorf die Elbe aufgekreuzt. Die Zeit (Tide) steckt uns im Nacken, also kommen hier die Segel wieder runter und wir motoren die letzten Meilen nach Brunsbüttel. Volker fährt das Schleusen und Anlegemanöver und um 1730 geht ein langer Segeltag zu Ende (> 70 sm). Ach ja, und heute gibt es Rinderrouladen zum Abendessen.
Und war das eine Schwachwindwoche? Nö - wir haben wirklich wenig motort, sind gut unter den 10 h pro Woche geblieben. Wir sind zwar mit kurzer Hose gestartet - und haben den Törn auch so beendet, doch zwischendurch war schon warme Kleidung angebracht. Und es hat nicht ein einziges Mal geregnet. Um kurz nach 1000 öffnen sich für uns die Schleusentore im NOK und wir werden wieder auf die Elbe ausgespuckt - diesmal fährt Peter die Manöver. Bei 2-3 Bft aus ENE rutschen wir gemütlich - und in kurzer Hose - die Elbe noch bei ablaufendem Strom nach Glückstadt runter. Das macht uns nichts, dass der Strom noch gegenan läuft - wir wollen einfach nur ein wenig segeln.
In Glückstadt angekommen nur noch ein kurzes Aufklaren der AHOI - Kojen abziehen, Tasche packen und den Müll entsorgen - schnell noch etwas Wasser für die Reise einstecken und schon ist alles erledigt und eine wunderschöne Segelreise über die Nordsee geht zu ende - mit vielen Eindrücken.
Die Teilnehmer sind begeistert - sie konnten sehr viel selber machen - viel Steuern und jeder hatte seine eigene Kabine.
Vom ersten bist zum letzten Tag wurde gesegelt, da bspw. der Einkauf schon an Bord war. Und dank der Strömung waren auch grössere Distanzen möglich, so dass wir in nur 5 Tagen 202 sm auf der Logge hatten. Auch das frühe Aufstehen wurde hier im Tidenrevier reichlich belohnt. An Deck sitzend bei Halbwind in den Sonnenaufgang segeln - bei einer dampfenden Tasse Kaffee - das ist einmalig.