Herrliches Wetter, Sonne und leichter Wind, dabei Temperaturen um die 14°C - für Mitte Oktober hervorragend.
Die AHOI liegt in Holtenau - genau in der Ostsee - und wartet auf den Gast. Stephan. Kurz nach 1200 hält der Bus, Linie 91 direkt vor dem Anleger und Stephan kommt an Bord - als einziger Gast - exklusiv. Viel gibt es nicht zu besprechen. Da die Koje schon fertig ist und das Proviant schon an Bord, gibt es eine kurze Sicherheitseinweisung und dann geht es auch schon los auf die Kieler Förde. Da Stephan das erste Mal an Bord einer Segelyacht ist, nehmen wir uns für heute nur einen kurzen Schlag vor - und das bei 2-3 Bft. aus NW. Immerhin dürfen wir die Förde sportlich durch die Friedrichsorter Enge aufkreuzen. Wir segeln nach Strand - bei herrlichstem Wetter. Gegen 1600 machen wir dort fest und kurz danach geht auch die Sonne unter - es wird empfindlich kalt. An Bord machen wir es uns gemütlich und das Abendessen kommt auf den Tisch - Rinderrouladen.
Für den kommenden Tag sind aus WNW 3-5 Bft. angekündigt. Dementsprechend legen wir schon im Hafen das Reff in das Großsegel. Um 0900 heisst es dann: ablegen. Bis Leuchtturm Bück verspüren wir eher eine leichte Brise, doch dann dann frischt der Wind merklich auf und mit 7 Kn FüG rauschen wir auf Kurz 020° gen Dänemark.
Schon um 1400 machen wir in Marstal längsseits fest und erkunden ein wenig das kleine Städtchen. Das Schiffahrsmuseum hat zwar noch auf, doch Stephan ist nicht so der Museumsgänger, und so bleibt es bei der Stadterkundung. Für die erste Überfahrt über die offene See und das bei 5 Bft. hat er sich prächtig geschlagen - von Seekrankheit keine Spur.
Am kommenden Tag soll der Wind auf WSW drehen - Anfangs 3 Bft, zum Nachmittag dann 5. Wir segeln zunächst durch das Mörkedypt-Fahrwasser Richtung Marstal. Naja - es wird dann doch eine Regatta unter Segeln. Eine Gaffelsegeler mit einem riesigen Großsegel begleitet uns - das können wir nicht auf uns sitzen lassen. Stephan am Ruder und ich an den Schoten. Wir navigieren scharf durch das enge Fahrwasser. Der Gaffelsegler überholt uns in der Enge auf Halb-Wind- Kursen, doch auf Am-Wind-Kursen sind wir dann wieder vorn - Alt gegen Neu. Ein spannendes Battle. Am Ausgang des Fahrwassers verabschieden wir uns sportlich. Der Gaffelsegler geht weiter nach Faborg. Wir entscheiden uns für einen kurzen Abstecher nach AErosköbing. Gegen 12.00 machen wir dort fest und tanken zunächst etwas Diesel.
Bei herrlichem Sonnenschein schlendern wir durch das verträumte AErosköbing und geniessen einen Kaffee in der Whisky-Destillerie (wirklich, wir haben nur Kaffee getrungen!). Gegen 1400 heisst es dann wieder Leinen los. Das Wetter ist zu schön, um nicht noch einen schönen Schlag zu segeln. Also Segel hoch und Kurs Richtung Svendborg. Vor dem Wind gleiten wir durch das enge Fahrwasser und erleben bis zu 2 kn Strom (leider gegenan) im Svendborgfahrwasser. Um 1630 sind wir dann in Svenborger Stadthafen angekommen. Wenig los hier zur Nebensaison.
Für den kommenden Tag ist deutlich mehr Wind angesagt. 5-6 Bft aus SW-S. Ideal um im Schutz der kleinen Inseln Richtung W-zu segeln. Mit 2 Reffs und der 100% Genua geht es an Avernakö und Lyö vorbei über den Kleinen Belt Richtung Als. Hui - hier erleben wir dann auch schon 1- 1,5 m Welle, die ungedämpft aus der westlichen Ostsee anrollt. Doch nach einer Stunde ist der Spuk vorbei und wir segeln weiter im Schutz der Insel Als in den Als-Sund hinein. Zwei/drei geschickte Wenden und es geht auf das Garagentor am Eingang der Dyvig zu.
Dann gleich nach rechts in die Mjelsvig (in der Dyvig lagen dem Skipper zuviel große Motorbratzen). Hier sind wir der einzige Gast und werden freundlich von der Hafenmeisterin in Empfang genommen. Kaum angekommen haben wir die Kuchenbude aufgebaut - und damit auch den Regen empfangen. Glück gehabt - und 40 sm auf der Uhr - super Leistung. Wir waren aber auch fix unterwegs mit 8 kn FüG. Wieder ist es uns gelungen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu segeln.
Der nächste Tag empfängt uns mit Grieselregen. Der Wind hat merklich nachgelassen und kommt aus S mit 2-3 Bft. Wir kreuzen den Als-Sund Richtung Sonderborg auf. Kurz vor der Brücke verdichtet sich dann das Wolkenbild uns es regnet ergiebig. 45 Min. Wartezeit vor der Brücke - o.k., ausserhalb der Saison öffnet die Brücke nur auf Anforderung. Wir entscheiden uns, die Nacht im Stadthafen im Schutz des alten Schlosses zu verbringen. Immerhin soll in der Nacht der Wind aus SW mit 9 Bft. einfallen.
Die Wahl erwies sich als goldrichtig. Ein wirklich netter Hafenmeister begrüsste uns schon beim Anlegemanöver und versorgte uns mit dem Nötigsten (Toilettencode und Strom). Den Rest des Tages verbrachten wir dann damit die nassen Klamotten zu trocknen. Abends gehen wir dann zum Mongolen zum „all you can eat“ - typisch Dänisch? Egal - aber lecker.
Die Nacht war unruhig. Pünktlich gegen 2300 legt der Wind kräftig zu und die AHOI zerrt an den Festmachern. Nach einem ausgiebigen Frühstück legen wir dann im Hafen schon mal das dritte Reff in das Groß - ob wir das überhaupt brauchen? Die Vorhersage meldet SW 6-7 Bft. Wir die geplante Reise nach Damp genau richtig. Wenn wir erstmal über die Flensburger Förde sind, fahren wir weiter im Schutz des Festlandes die Küste gen Süden. Hinter dem Schloss packt der Wind kräftig in die nur zu 80% gesetzte Genua. Mit 7 kn rauschen wir am Leuchtturm Kalkgrund vorbei. Höhe Schleimünde müssten wir eigentlich den Kurs mehr Richtung S legen, doch dafür war der Wind dann doch zu stark. Wir ändern den Plan und segeln weiter auf Halb-Wind Richtung Kieler-Förde. Nun kommt das Groß doch noch dazu, damit das Schiff nicht zu stark rollt. Immerhin kommen wir weiter von der geschützten Küste weg und der Seegang nimmt zu - dann brauchen wir Speed. Kurz hinter LT Bülk nimmt der Seegang dann wie erwartet ab.
Noch ein/zwei Kreuzschläge und wir steuern wieder Strande an. Beim Anlegemanöver hauen dann doch noch ein paar Boen rein. Doch im zweiten Anlauf machen wir galant bei Seitenwind in einer Box fest. Wir sind heute kurz vor 1000 gestartet und gg. 1600 in Strande - 40 sm stehen wieder auf der Logge - zwar viel Wind, aber kein Regen - was für ein herrlicher Segeltag.
Da wir nun schon in der Kieler Förde sind, beschliesst der Skipper, Stephan nicht in Holtenau, sondern in Düsternbrok von Bord zu lassen. Ab hier ist es leichter zum Bahnhof zu kommen. Bereits um 1200 machen wir dort längsseits fest und Stephan verlässt glücklich und zufrieden die AHOI. Top Leistung für einen „Segelanfänger“. Kollegen sind mir ambitionierten Segeln gestern nicht rausgefahren. Dazu hatte Stephan keine Frage. Die AHOI geht zurück in die Ostsee. Die Medien verkünden, dass die Einreise nach Dänemark ab Samstag auch nicht mehr gestattet ist - Glück gehabt. Dennoch ist eine neue Idee geboren, im kommenden Herbst/Winter Törns auf der Ostsee anzubieten - von Sonnenauf- bis untergang.