CALL THE SKIPPER: +49 (0)175 2518250

17. November 2021

Logbuch KW44/2021: Zu guter Letzt

Logbuch KW 44

„Willst Du wirklich im November nochmal segeln, es ist dann richtig kalt“. Dreimal habe ich Veronika gefragt, als sie nach dem Törn im August gleich wieder einen Törn von Cuxhaven aus im November gebucht hat. „Ja, ich will unbedingt.“ Nun ja, kurz vor der Reise hat sie sich über ihre eigene Aussage schon geärgert. Auch Markus aus Wien war sich unsicher, was ihm im Herbst auf der Nordsee erwartet. Uns so mustern beide gespannt auf der AHOI an. Die Erwartungen an die Reise sind eher bescheiden - viel mehr ist es die Neugierde auf kommenden Tage.

Gegen Mittag heisst es dann kurz nach Hochwasser in Cuxhaven „Leinen los“ und ab der Tonne Norderelbe geht es auf Am-Wind-Kurs bei 4-6 Bft Richtung Helgoland.

„Nach 4-5 h kriecht die Kälte überall rein, egal, was Du an hast.“ Das sind die Worte des Skippers und diese Erfahrung durfte die Crew dann auch gleich machen. Gegen 1800 machen wir auf Helgoland fest - und das ist es auch schon stockdunkel. Kuchenbude aufgebaut, Heizung an und Essen kochen. Am kommenden Morgen heißest schon um 0700 frühstücken und gegen 0800 ablegen. Wind aus NW mit 4-6 Bft sind vorhergesagt. Naja, was Vorhersagen für dieses Jahr bedeuten, haben wir schon hinreichend erfahren…

Somit blieb leider keine Zeit für die Inselbeobachtung, Schade für Markus aus Wien, Veronika kennt Helgoland schon hinlänglich aus vergangenen Reisen. Dafür ist Markus vom Dämmerungssegeln total begeistert. Raumschots geht es in die Elbe mit dem Ziel Neuhaus oder Otterndorf. Vorher telefoniere ich noch schnell mit den Häfen - leider sind überall schon die Stege abgebaut, also fallen diese Ziele weg. Hm, so ist das im Spätherbst an der Elbe, die Häfen machen dicht. Also zurück nach Cuxhaven - diesmal zum SVC. Als wir dort gegen 1400 festgemacht haben, kam sofort der nette Hafenmeister und berichtet, dass die Toiletten geschlossen sind und die Anlage in einer Stunde auch abgeschlossen wird. Also fahren wir eine Einfahrt weiter in die City-Marina durch die Klappbrücke. Um 1600 verabreden wir uns in der Kaffeerösterei und haben einen schönen Nachtmittag im Lotsenviertel. Am kommenden Morgen geht es um 1100 weiter mit SW 6-8 Bft. in die Elbe. Also Halb-bis Raumschotkurs im geschützten Elbfahrwasser machen wir > 10 kn FüG - herrlich. Somit sind wir auch schon sehr zeitig in Brunsbüttel - natürlich hätten wir auch weitere Ziele mit dem Wind und dem auflaufenden Wasser erreichen können, doch müssen wir morgen das Ganze auch wieder zurück - mit Wind gegen Strom.

hdr

Im alten Hafen von Brunsbüttel waren wir allein. Der Hafenmeister erstattet uns eine Exklusivbesuch und erklärt und freundlich, dass morgen ab 1200 die Stege alle abgebaut werden und der Strom abgeschaltet wird. Für uns würden sie die Toiletten und Duschen noch geöffnet halten. Super und morgen sind wir auch schon um 0500 verschwunden, um noch über die Barre vor Brunsbüttel zu kommen. Das passt also. Und doch merken wir gerade, das wir hier oben auf dem „letzen Sticken“ segeln, wo doch alle Häfen ihre Stege abbauen und wir kaum noch die Möglichkeit bekommen einen ruhigen Liegeplatz zu bekommen. Die Liegeplatzauswahl ist zum einen begrenzt. Hinzu kommen die stärkeren Winde und die kurzen Tage. Das „schöne“ Segeln beschränkt sich also auf ein paar Tagstunden - und die gilt es mit Tide und Wind zu treffen. Da große Distanzen dann eher selten (und vor allem auch kalt). 

In Brunsbüttel machen wir uns zu Fuß auf dem Weg zu Schleusenanlage. Hier dürfen wir gerade erleben, wie drei große Schiffe aus dem NOK in der Schleusenkammer festmachen. Gleichzeit sehen wir, dass auch der Yachthafen im NOK geschlossen ist. Hier kann man jetzt nur noch am Felsenkeller festmachen - keine wirklich gute Alternative. Und so sind wir über unser Liegemöglichkeit doch sehr froh. 

Zurück an der AHOI geniessen wir noch die hervorragenden Sanitäranlagen des BSV und gehen zeitig in die Koje. 

0400 - der frühe Vogel…. Kaffee kochen und Schiff seefertig machen. Der Skipper ist immer angespannt, wenn er mit ablaufendem Wasser aus einem trockenfallenden Hafen auslaufen soll. Und so starten wir auch statt um 0500, bereits um 0445 und suchen uns den Weg entlang der Pricken in die Elbe und dann über die Neufeldreede entlang der roten Tonnen. Markus ist überrascht über die Lichtervielfalt und behält konzentriert die Orientierung. Tonnen. Schiffe, Bagger, Richtfeuer, Ankerlieger. Per Funk stimmen wir uns mit zwei Fahrzeugen auf der Reede ab, die sich Richtung Schleuse bewegen und denen wir auf keinen Fall vor dem Steven herfahren wollen. W 6-8 Bft. Höhe Oste nimmt der Seegang zu (Wind gegen Strom) und wir reduzieren die FdW auf 3,5 kn, damit das Boot weicher in die Wellen fährt - immerhin haben wir noch 6-7 kn FüG. 

Bereits um 0800 passieren wir die Brücke in Cuxhaven in den Ritzebütteler Schleusenpriel nach eine kurzen Hafenrundfahrt durch den alten Fischereihafen. Hier warten schon Mirjam mit frischen Brötchen vom Bäcker. 

Schnell wieder die Kuchenbude aufgebaut und die Heizung an - und dann fängt es auch schon an zu hageln. 

Gemütlich genießen wir das verspätete Frühstück an Bord. Dann heisst es auch schon „Tasche packen“. 

Vom Liegeplatz der AHOI zum Bahnhof sind es nur 5 Gehminuten - das ist auch gut so, da es immer nur kurze schauerfreie Perioden gibt. Veronika und Markus verabschieden sich überschwänglich und treten nun ihre Heimreise an - sicherlich mit einem Wiedersehen - aber wohl eher im wenn die Tage länger und wärmer sind. 

Für uns war es dann auch der Saisonabschluß 2021. Wenn auch Anfang des Jahres noch völlig unklar war, wie sich diese Segelsaison gestaltet, war sie doch wunderschön - hier in unserem Hausrevier, dem Unesco Weltnaturerbe Wattenmeer. 

Mirjam hat diesen Törn als den Letzten für diese Saison deklariert und irgendwie bin ich ihr dafür sehr dankbar und froh. Denn allein aufgrund der Tatsache, dass es kaum noch Liegestellen gibt, die Kälte den Wohlfühlfaktor an Bord während des Segelns beeinträchtigt, war dies ein gebührender Abschlußtörn. Und so freuen wir uns schon auf die Segelsaison 2022. Ahoi wird jetzt Winterfest gemacht und dann geht es auch schon mit ELEKTRA (unserer Schleppbarkasse) los. Hier sind wir weitestgehend autark und Schlepperfahren hat was für sich - Tür zu und Heizung an…

rpt